Neuseeland: Bye bye Südinsel
Heute musste ich glatt nachschauen, was ich das letzte Mal noch erzählt habe und wo es jetzt weitergehen muss. Die beiden türkisfarbigen Seen und das Hostel mit dem Bett im Schlafsaal haben wir also hinter uns gelassen. Unsere Planung haben wir angepasst, weil wir uns wettertechnisch ja gegen das Observatorium entschieden haben. Da aber weitere Stationen schon geplant und gebucht waren haben wir einfach nochmal einen Stopp eingeschoben.
Dieser Stopp führte uns nach Christchurch – ja genau, Christchurch. Aber das ist schon anderthalb Wochen her und fühlt sich für mich gerade an wie in einem anderen Leben. Christchurch ist ja ein kleines, nettes Städtchen und bei der ersten Stippvisite hatten wir eindeutig zu wenig Zeit dafür. Deshalb kam uns dieser Extratag genau recht. So konnte ich mit der alten Tram eine Stadtrundfahrt machen und mal wieder einen Punkt auf meiner To-Do-Liste abhaken. Außerdem hat mich dort die Bibliothek beeindruckt. Die ist wirklich riesig: 4 Stockwerke und vielleicht in etwa so groß wie unsere im Gasteig. Sie ist aber nicht einfach nur Bücherei – es gibt ein Café, einen Bereich, in welchem verschiedene Spiele zum Verweilen einladen, einen Bereich, in dem unterschiedliche Technik ausgestellt ist und viele Gelegenheiten zum Sitzen oder Arbeiten. Die beiden großen interaktiven Screens in der Eingangshalle hatten es ebenfalls in sich.
Da gab es außerdem einen Streetfood-Markt und wir waren abends in einem Irish-Pub beim Essen. Alles in allem einfach ein nettes Städtchen. Die Moschee ist mir noch nicht mal aufgefallen. Und dann macht man den Fernseher an und alles ist anders. Das fühlt sich einfach falsch an. Es war alles gut so wie wir es erlebt haben: Überall konnte man sehen, dass die letzten Folgen des Erdbebens beseitigt wurden, dass die alten Häuser aus dem späten 19. Jahrhundert, die es unbeschadet überstanden hatten neben modernen Gebäuden dennoch ein einheitliches Stadtbild gaben. Wir haben noch ein Kunstdenkmal für die 84 Erdbebenopfer gesehen: 84 Stühle ganz in weiß gestrichen standen auf einer freien Fläche als Mahnmal. Ein Erdbeben – okay – da kann man nichts dagegen tun. Damit muss man sich abfinden und weitermachen, aber so ein Terrorakt ist eine andere Geschichte. Das ist einfach nur sinnlos und die unterschiedlichen Statements der Politiker ändern daran gar nichts – sie helfen auch nicht, künftige Aktionen zu verhindern. Das einzige was es bringt ist Leid, noch mehr Hass und Angst. Ich habe kein Verständnis und kann mir auch keinen Grund vorstellen, der es rechtfertigt, einfach einem anderen das Leben zu nehmen oder es so gründlich zu versauen. Gleichzeitig weigere ich mich aber, mich durch Terror einschränken zu lassen. Dann haben sie nämlich gewonnen und ich kann nur hoffen, dass sich das auch hier in Neuseeland durchsetzt und irgendwann wieder so etwas wie Normalität einkehrt. Christchurch ist eine lebendige Stadt, weil es auf der Südinsel auch der Hauptflughafen ist und viele Flüge von Australien hier ankommen und ich hoffe inständig, dass es so bleibt.
Oxford, Arthur‘s Pass und Pancake Rocks
Unser Weg führte am nächsten Tag nach Oxford. Das war nur eine kurze Strecke, weil es ja eigentlich als Ausgangspunkt für die Fahrt über den Arthur‘s Pass gedacht war. An Oxford ist der Tourismus weitgehend vorbeigegangen. Was wir erlebt haben ist ein verschlafenes Städtchen mit einem wunderschönen Hostel, in dem wir unglaublich nette Leute getroffen haben und einen spannenden Abend mit tollen Gesprächen nicht missen möchten. Trotzdem sollte es natürlich am nächsten Tag weiter gehen – Arthurs Pass versprach eine landschaftlich schöne Strecke zu werden, um zurück an die Westküste der Südinsel zu gelangen. Das sind immer die Eindrücke, die man nicht auf einem Foto festhalten kann, weil die Dimensionen gar nicht so rüberkommen. Endlose Weite beschreibt es vielleicht am besten. Es sieht ein wenig karg aus, sehr braun und mit viel Fels dazwischen. Auf einem Parkplatz sehen wir Leute, die sich gerade in einen Wetsuit schälen und bei genauerer Betrachtung der Schilder kann man dort Caving betreiben – also in unterirdischen Fluß-Höhlensystemen ein wenig Abenteuer erleben. Aber das haben wir mal schön sein lassen. Ein Stück sind wir in einer der Sandsteinhöhlen reingegangen. Da fühlt man sich schon wie in einem Jugendabenteuerfilm. Die Aussicht, dass man dort eigentlich nur mit Stirnlampe und Ersatzakkus rein sollte, hat uns dann aber doch umdrehen lassen.
Beim nächsten Stopp gab es einen kurzen Rundweg und nur ein paar Meter weg vom Parkplatz ist man völlig im Urwald. Man kann die Vögel zwitschern hören, die Bäume sind mit Moos bewachsen und ein kleiner Bach bahnt sich seinen Weg über die Felsen. Kleine Auszeit! Den nächsten Halt machen wir am Otira Stagecoach Hotel, das auf der Straße mit „das außergewöhnlichste Hotel…“ angekündigt ist. Das Marketing hat mal funktioniert. Das Hotel könnte auch in einer Mischung aus Herr der Ringe und Western als Kulisse dienen. Der Garten ist mit Wagenrädern eingezäunt und es gibt mehrere Figuren aus dem Herrn der Ringe. Den tieferen Sinn konnte ich aber nicht ergründen. Insofern war es eine Gelegenheit auszusteigen und für Alex einen kurzen Snack zu essen.
Danach ging es weiter Richtung Pancake Rocks. Da hab ich gelernt, dass nicht die wie Pfannkuchen aufeinandergeschichteten Steine die eigentliche Attraktion sind, sondern die Wellen, die vor allem bei stürmischerem Wetter durch die Steilküste hindurch über Blowholes oder in anderen Engpässen spektakuläre Dinge vollführen. Da gibt es zum Beispiel den Chimney Pot. Dort kommt das Wasser von zwei Seiten und wenn das gleichzeitig der Fall ist, drückt es durch einen Schlot und entweicht oben als feiner Nebel. Das sieht wirklich so aus, als würde es rauchen 😊. Ein Stück weiter schießt das Wasser immer wieder quer in eine Felsausbuchtung. Das kann leider weder die Serienaufnahme noch ein Video so richtig wiedergeben. Da muss man einfach selbst gewesen sein. Selbstverständlich sind auch die Steinformationen eine Erwähnung wert. Mit ein wenig Fantasie kann man dort Gesichter, Tiere oder mythische Wesen erkennen.
Der krönende Abschluss dieses Tages war aber unser Hostel: Wie immer im Internet gebucht, war uns erst ein wenig komisch, als uns die Straßenkarte eine kleine Schotterstraße entlang führte. Das Hostel war mitten im Nirgendwo, aber wirklich super super schön. Mitten im Urwald gab es einzelne Häuschen, einen künstlichen Brunnen und einen verwundenen Weg zum Strand hinunter. Kurz darauf hab ich in einem anderen Blog eine Empfehlung für genau dieses Hostel gelesen. Da kann ich mich jetzt einfach mal anschließen.
Nelson und ab auf die Nordinsel
Nachdem das Wetter nicht besser werden will, lohnt sich der Abstecher in den Abel Tasman Nationalpark nicht so richtig. Wer will schon bei Regenwetter Kajak fahren oder noch schlimmer wandern? Also ich auf jeden Fall nicht. Deshalb noch ein Zwischenstopp in Nelson, ein Besuch beim Ringmaker (echt fatal für mich und meine Reisekasse – aber defintiv ein schönes Reisesouvenir) und dann geht es mit der Fähre Richtung Nordinsel.